Zugegeben, der Ruf eines Esels klingt immer ein wenig gequält und reizt nicht wenige Menschen zum Lachen. Dem Charme eines Esels kann man sich aber kaum entziehen, denn diese gutmütigen Tiere haben bei näherem Kennenlernen überhaupt nichts von der sprichwörtlichen Sturheit eines Esels.
Im Gegenteil: Ein Esel ist meist äußerst entgegenkommend, neugierig und aufgeschlossen. Wer sich einmal näher mit Eseln beschäftigt hat, der weiß den Charakter dieser Tiere sehr zu schätzen. Ein Esel ist weit mehr als bloß ein seltsam aussehendes Pferd. Zwar gehören die Esel zu den Pferdeartigen, jedoch unterscheiden sie sich in Körperbau und Verhalten deutlich voneinander. Aufgrund dieser Unterschiede sollten Esel und Pferde immer mit mindestens einem weiteren Artgenossen zusammen gehalten werden.
Kleine und große Eselrassen
Seit jeher hat man Esel zur Arbeit genutzt. In ärmeren Gegenden der Erde sichert ein Esel als trittsicherer und charakterstarker Lastenträger das Einkommen ganzer Familien. Dabei werden je nach Eselrasse unterschiedliche Aufgaben an den Esel abgetreten. Unterschieden werden Esel in erster Linie nach ihrer Größe:
- Zwergesel
- Normalesel
- Großesel
Innerhalb dieser Unterteilung in Zwergesel, Normalesel und Großesel existieren wiederum viele unterschiedliche Eselrassen, bei denen Züchtungsziele verfolgt werden.
Zwergesel
Der Deutsche Zwergesel ist, wie der Name es schon nahelegt, eher klein und leicht gebaut. Seine Größe von bis zu (ungefähr) 115 cm macht diese kleine Eselrasse zu einem beliebten Haustier für Kutschfahrten und Kinderreiten. Wie alle Esel sind Zwergesel trittsicher und ihre eher kurzen Beine tragen einen starken, geraden Rücken.
Der Kopf des Zwergesels ist im Vergleich zum Körper eher klein mit langen Ohren, die Hufe sind zierlich und finden sich auch in unwegsamem Gelände gut zurecht. Diese Tiere sind genügsam, zuverlässig und robust. Zum Reiten für Erwachsene sind die verhältnismäßig starken Tiere jedoch zu klein.
Normalesel
Normalesel sind die etwas größeren Rassen mit einer Größe bis zu 130 cm. Oft liest man bei dieser Eselrasse auch den Begriff „Deutscher Hausesel“, was in Deutschland traditionell die häufigste Eselrasse darstellt. Mit einem solchen Normalesel hat der Besitzer ein kluges, friedfertiges und genügsames Tier, das sowohl von Kindern und Jugendlichen geritten, wie auch als Kutschesel genutzt werden kann. Das besondere Kennzeichen des Normalesels ist die Stehmähne.
Großesel
Die Großesel sind über 130 cm groß und in Deutschland findet man wohl am häufigsten den Deutschen Riesenesel. Diese Tiere sind insgesamt massiger gebaut und haben einen schwereren Kopf im Vergleich zum Körper. Die robusten und klugen Tiere eignen sich bestens als Reittiere für Privatleute, denn sie haben meist einen gutartigen Charakter und sind zuverlässig.
Alle Eselrassen zeigen einen Quastenschwanz statt eines Schweifes, wie ihn Pferde haben. Ihre Hufe sind im Vergleich zu Pferdehufen eher klein und schmaler. Häufig zeigen sie einen Aalstrich, Schulterkreuz und Wildstreifen, jedoch variieren die Farben von Wildfarbe bis hin zu Schecken.
Verhalten und Charakter
Im Verhalten unterscheiden sie sich deutlich von Pferden. Statt in jeder unbekannten Situation auf den Fluchtreflex zurückzugreifen, reagieren Esel unterschiedlich und überlegen oft eine Weile, bevor sie situationsangepasst flüchten oder stehenbleiben. Sie übernehmen insgesamt mehr Verantwortung für sich selbst, treffen eigene Entscheidungen unabhängig von Befehlen. Im Gegensatz zu Pferden sind Esel territorial und verteidigen ihr Revier gegen Eindringlinge.
Unterschied Esel, Maultier und Maulesel
Vielleicht hat man beim Blick auf eine Weide schon einmal gezögert und wusste im ersten Moment gar nicht, warum das Pferd dort auf der Wiese nicht ganz so aussieht, wie es sollte. Der Grund dafür könnte sein, dass es sich hierbei um ein Maultier (Muli) oder einen Maulesel gehandelt hat.
Genau dieses Zögern ist ein Beweis dafür, dass sich Esel und Pferde nicht nur durch ihre Lautäußerungen unterscheiden. Auch Menschen, die nicht reiten oder mit Pferden zu tun haben, sehen den Unterschied zwischen echten Pferden oder Eseln und diesen Hybriden.
Maulesel und Maultiere entstehen aus der Kreuzung zwischen Esel und Pferd. Diese Kreuzung zweier Arten ist biologisch nur dann möglich, wenn die beiden Tierarten sich noch nicht so weit genetisch voneinander entfernt haben. Haben sich Esel und Pferd verpaart, entsteht je nach Kombination ein Maulesel (wenn die Mutter ein Esel war) oder ein Maultier oder Muli (wenn die Mutter ein Pferd war).
Die Anteile an Pferdemerkmalen und Eselmerkmalen können dabei bei beiden Tierarten unterschiedlich gemixt sein. Mulis können sowohl einen Pferdeschweif, als auch einen Quastenschwanz haben. Manche Maulesel sehen in der Kopfform mehr wie ein Esel, andere mehr wie ein Pferd aus.
Da die Chromosomenzahl von Pferden und Eseln unterschiedlich ist, sind fast alle weiblichen Maultiere und Maulesel selbst unfruchtbar. Die Hengste sind in jedem Fall zeugungsunfähig. Daher gibt es keine nachgezüchteten Tiere mit je 50% Esel- und Pferdegenen. In manchen Fällen sind weibliche Maulesel oder Maultiere fruchtbar, dies ist aber eine sehr seltene Ausnahme.
Beide Hybriden unterscheiden sich deutlich von Pferd und Esel, sodass auch Laien beim Anblick dieser Tiere stutzen und gedanklich die Merkmale auseinanderdividieren. Ein einheitliches Aussehen, durch das man arttypische Merkmale herauskristallisieren könnte, haben sie jedoch nicht. Es handelt sich bei diesen Tieren eben nicht um eine Art, sondern eine in sich nicht weiter fortpflanzungsfähige Kreuzung zweier nahe verwandter Arten.
Da Maultiere und Maulesel in den ersten Lebensmonaten mit der Mutter laufen, sind sie zwar optisch nicht zu unterscheiden, sie orientieren sich aber bedingt durch die Sozialisation durch Pferde- bzw. Eselmutter eher an Pferden oder Eseln. Somit lassen sie sich am ehesten durch ihr Sozialverhalten unterscheiden.
Dennoch dringt auch bei Maultieren oft das Naturell der Esel durch. Ein Muli lässt sich zwar gut reiten, will aber häufig mitentscheiden und braucht in der Dressur manchmal ein etwas anderes Handling. Dennoch sind die Hybriden wesentlich robuster und langlebiger als Pferd und Esel.
Sie haben sich nicht nur in den beiden Weltkriegen bewährt, sondern seit Jahrtausenden als Lastenträger fürs Militär, die Weinbergarbeit und als Reittiere. Vielleicht sind die ersten Maultiere und Maulesel zufällig entstanden. Danach wurden sie aber von Menschen auch bewusst gezüchtet, um die positiven Eigenschaften beider Tierarten in einem Tier zu vereinen. Die zufälligen Paarungen von Pferd und Esel geschahen wahrscheinlich durch gemeinsame Haltung in menschlicher Obhut.
In Afrika entstand auf ähnliche Weise der Zesel. Hierbei handelt es sich um eine Kreuzung aus Zebra und Esel, wobei wunderschöne Schecken oder Braune mit Zebramuster an den Beinen oder auf dem Körper entstehen. Der störrische und wilde Charakter des Zebras steht meist einer Haltung als Reittier entgegen, aber nichtsdestotrotz sind diese Tiere einfach wunderschön.