Lamas, Alpakas, Vikunjas und Guanakos – die höckerlosen Kamele der Neuen Welt

Veröffentlicht am

eien Gruppe Lamas

Alpaka & Lama Erlebnisse

Fast alle Schüler haben früher gelernt, dass Kamele Höcker haben. Das stimmt aber so nicht ganz, denn auch die Alpakas, Lamas, Vikunjas und Guanakos aus Süd- und Mittelamerika gehören zu den Kamelartigen. Diese südamerikanischen Kamele haben noch viele Ähnlichkeiten zu den Kamelen der Alten Welt, jedoch keinen Höcker.

Neuweltkameliden und Altweltkameliden

Während der Eiszeit wanderten viele Tierarten entweder von der Kälte weg oder über die entstehenden Landbrücken in andere Erdteile. Kamele gab es vor dieser Zeit ausschließlich in der sogenannten Alten Welt, in diesem Fall nur in Afrika.

Die eiszeitlichen Kamele überwanden den Ozean zur Neuen Welt, auf den amerikanischen Kontinent, indem sie über die sogenannte Beringstraße vom heutigen Russland nach Alaska wanderten. Die Meerenge war zu diesem Zeitpunkt ausgetrocknet und vereist. Von Norden her eroberten die Kamelartigen dann Amerika, bis sie schließlich im Hochgebirge in Südamerika ankamen, wo sie sich etablieren konnten.

Warum Kamele in Nordamerika ausgestorben sind, bleibt ungeklärt. Aufgrund des gebirgigen Terrains setzten sich aber kleinere Varianten gegenüber größeren durch – es entstanden Alpakas, Lamas, Vikunjas und Guanakos, die Neuweltkameliden. Auf dem afrikanischen Kontinent entwickelten sich aus dem Urkamel das heutige Dromedar und das Trampeltier – die Altweltkameliden.

Am bekanntesten sind hierzulande die domestizierten Lamas und Alpakas. Viele glauben, dass Lamas von den wildlebenden Guanakos und Alpakas von den Vikunjas abstammen, jedoch ist dies immer noch nicht eindeutig belegt. Es gibt auch die Theorie, dass es sich um vier verschiedene Arten handelt, wobei die Urformen der heutigen Lamas und Alpakas inzwischen ausgestorben sind.

Unterschied zwischen Lama, Alpaka, Guanako und Vikunja

Lamas sind insgesamt größer und schwerer als Alpakas. Ein ausgewachsenes Lama kann eine Schulterhöhe von 130 cm erreichen und bis zu 150 kg wiegen. Sie gelten als äußerst widerstandsfähige Lastenträger und werden daher in den Andengebieten auch heute noch als Lastentiere verwendet. Das Fell von Lamas ist gröber und die Ohren lang und leicht gebogen.

ein braun-weißes Lama

Mit ihren rund 90 cm und 60 kg sind Alpakas um einiges zierlicher als ihre großen Verwandten. Alpakas werden aufgrund ihrer sehr feinen Wolle vorwiegend zur Wollgewinnung gezüchtet. Sie gelten als Schafe der Anden. Auch ihr Fleisch wird gerne gegessen. Beim Alpaka verlaufen die Ohren gerade und sind verhältnismäßig kurz. Alpakas haben einen etwas kürzeren und runderen Kopf, der stärker behaart ist als das des Lamas.

Sowohl bei den Lamas als auch den Alpakas wurden im Verlauf der Haltung als Nutztiere unterschiedliche Fellfärbungen gezüchtet, sodass es z.B. gefleckte, einfarbig braune, weiße oder schwarze Tiere in unterschiedlichen Schattierungen gibt.

Guanakos und die kleineren Vikunjas sind wildlebend und somit den meisten Europäern nur aus Zoos und Tierparks bekannt. Man findet sie in den Anden und der Pampa in Peru, Bolivien, Ecuador, Chile und Argentinien in bis zu 5500 Meter Höhe. Mit ihren polsterartigen Füßen gehören alle Neuweltkamele zu den sogenannten Schwielensohlern. Mit ihren flinken Füßen können sie geschickt auf unwegsamem Gelände klettern.

eine Herde Guanakos am Straßenrand

Charakteristisch beim Guanako ist die wie beim Lama leicht gebogene Ohrenform. Der Hinterkopf von Lama und Guanako ist fellfrei. Guanakos haben eine festgelegte Fellfärbung: Die Decke ist braun, die Bauchseite weiß.

Vikunjas sind deutlich kleiner als Guanakos oder Lamas und wiegen nur maximal 65 kg. Die Ohren sind wie beim Alpakas spitz zulaufend und gerade. Die sehr feine Wolle der Vikunjas gehört zu den teuersten Stoffen in der Bekleidungsindustrie. Sie macht es den Tieren möglich, auf bis zu 5500 m Höhe zu überleben. Ursprünglich wurden sie von den spanischen Einwanderern fast ausgerottet. Heute stehen sie unter Naturschutz und werden lediglich alle zwei Jahre zum Scheren zusammengetrieben.

eine Gruppe grasender Vikunjas

Während es Alpakas in verschiedensten Färbungen gibt, sind die schlanken und scheuen Vikunjas oberseits braun und unterseits weiß gezeichnet. Ihre unteren Schneidezähne wachsen wie bei Nagetieren ständig nach, was für Kamelartige sonst nicht üblich ist.

Kreuzungen sind möglich

Oft werden Lamas und Alpakas gemeinsam gehalten. Dadurch entstanden in der Vergangenheit per Zufall und heute teilweise gezielt Kreuzungen. Diese werden „Huarizo“ genannt. Man sieht also, dass alle Neuweltkameliden noch sehr eng verwandt sind. Durch die Kreuzungen versuchen die Halter, die besten Eigenschaften für ihre Zwecke in einem Tier zu vereinen.

Tapada, Lanuda, Huacaya, Suri – Begriffsklärung für Anfänger

Ursprünglich kannte man das sogenannte Classic-Lama oder auch Ccara-Lama. Dieses war ein eher leicht bewolltes Lama, das wegen seiner Größe gerne von den Inka als Lasttier genutzt wurde. Es stellt sozusagen die Urform des heutigen Lamas dar. Heute gibt es aufgrund gezielter Züchtung unterschiedliche Typen von Lamas und Alpakas, während das Ccara-Lama fast nicht mehr zu finden ist. Die stärkere Behaarung ist seit den 80er Jahren so im Trend gewesen, dass die Ursprungsform des Lamas in Europa fast nicht mehr vorhanden ist.

Bei Lamas unterscheidet man verschiedene Wolltypen. Der Haartyp „Tapada“ hat leicht verfilzendes Fell, das einen höheren Anteil an Deckhaar besitzt. Die sehr feine, aber dichte Unterwolle bildet schnell eine kompakte Masse. Insgesamt ähnelt diese Haarstruktur sehr den weiter unten beschriebenen Huacaya-Alpakas. Leichter zu pflegen, aber dabei weniger ertragreich ist der Haartyp „Lanuda“ bei den Lamas. Die Unterwolle neigt nicht so sehr zum Verfilzen und hängt sich am Tier eher aus.

Außerdem gibt es eine spezielle Variante, bei der die Wolle in Zapfenlocken herunterhängt: das Suri-Lama. Diese Wollvariante existiert häufiger bei den Alpakas und man kann sich oft bei einem Suri-Lama nicht sicher sein, ob ein Züchter heimlich ein Suri-Alpaka mit einem normalen Tapada-Lama gekreuzt hat, um diesen sehr begehrten Wolltyp bei den Lamas zu simulieren.

Bei der Lanuda-Behaarung gibt es die etwas gröbere Variante und die sehr feine, fast ausschließlich aus gerader Unterwolle bestehende „Silky coat“-Variante. Was den Tieren einen sehr individuellen und edlen Look verleiht, ist jedoch eher pflegeintensiv, denn es setzt sich sehr leicht Schmutz darin fest.

Analog dazu gibt es bei den Alpakas die Varianten Huacaya und Suri. Die meisten Alpakas gehören zu den Huacaya-Alpakas, mit einem etwas gröberen, mehr Deckhaar enthaltenden Fell, das eine gekräuselte und gleichmäßige Faser hat. Suri-Alpakas haben mehr Unterwolle, die ganz fein und weich ist. Diese Wollvariante enthält keine gekräuselten Haare, sondern eher gelockte Strähnen.

Schon gewusst? Alpakas und Lamas werden hierzulande nicht nur zur Wollgewinnung und Landschaftspflege gehalten. Es gibt inzwischen eine Vielzahl von Anbietern von Alpakawanderungen und Lamatrekking. Vielleicht auch in deiner Nähe!

Tags:

Das könnte dir auch gefallen

Schreibe einen Kommentar